Es gibt eine wichtige Initiative an der Universität Leipzig, auf die wir gerne aufmerksam machen „Kritische und weltoffene Universität (KWU)“. In einem Statement der Initiative heißt es:
„Die Universität ist von dieser Welt. Die Universität ist kein autarker Raum, wohl aber ein besonderer. Sie ist ein Teil und zugleich ein kritischer Spiegel der Gesellschaft.
Seit geraumer Zeit ist ein politischer Ton vernehmbar, der herabsetzt, diskriminiert und neue Grenzen ziehen will. Dies kann uns als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht unberührt lassen. Man beruft sich auf Toleranz und Meinungsfreiheit und kolportiert stumpfsinnige Vorurteile, die keinem kritischen Urteil standhalten. Wir wollen uns diesem Treiben entgegenstellen. Als Expertinnen und Experten auf unseren jeweiligen Wissensgebieten, wollen wir uns mit diesen neuesten Formen unreflektierter und unaufgeklärter Halbbildung auseinandersetzen. Längst wird in unseren Humanwissenschaften ein Standardwissen gelehrt, wie Formen von „gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit“, wie es der Bielefelder Sozialwissenschaftler Wilhelm Heitmeyer nennt, entstehen und wirkmächtig werden. Und das, obwohl sie jeder wissenschaftlichen Begründung entbehren, historisch unsinnig sind und jede soziale Differenzierung vergessen machen. Längst werden in unseren Fächern auf vielfache Weise die diskursiven Mechanismen analysiert, wie solches Halbwissen wo und warum entsteht, wie scheinbar homogene Identitäten konstruiert bzw. dekonstruiert werden, über welche Medien sie wie kommuniziert, stabilisiert oder destabilisiert werden.
Wir wollen aber nicht nur als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unsere Pflicht tun, sondern auch als Bürgerinnen und Bürger. Mit großer Sorge betrachten wir die wachsende Ignoranz hinsichtlich der Kraft, die Worte in Individuen und in Gesellschaft entfalten. Wir wollen solchen angstgetriebenen und hassschürenden Unordnungen des Diskurses samt ihrem zerstörerischen Potential mit der Kraft wissenschaftlich basierter Argumentation begegnen. Wir wollen die an unserer Universität vorhandenen Kenntnisse und Möglichkeiten bündeln und vernetzen, ihre Wirkmächtigkeit vertiefen und verbreitern. Wir wollen gemeinsam nach Praktiken und Foren suchen, in denen diese Wissenschaftsfreiheit, die den Kern unserer Tätigkeit bildet, ihrer gesellschaftlichen Bildungs- und Aufklärungsaufgabe gerecht wird. Wir laden alle Kolleginnen und Kollegen ein, sich an dieser Arbeit zu beteiligen. Wir sind das, was wir tun – nicht mehr, aber auch nicht weniger.“
Kontakt: Prof. Dr. Steffi Richter, Ostasiatisches Institut – Japanologie – an der Universität Leipzig, richters@rz.uni-leipzig.de